Tel. 0 21 51 / 56 35 29

Lead Bild

Kerze melden

Bruno Ingenfeldgestorben am 29. September 2021

Beitrag

Lieber Bruno,
es ist erst wenige Tage her, da war ich schon einmal hier auf dieser Internetseite.
Ich habe Lissy geschrieben und hätte da niemals gedacht, nur kurz darauf,
auch Dir bereits einen letzten Gruß zu schreiben.

Ich kann Dir gar nicht sagen, wie erschrocken ich war, als ich von Deinem Tod las.
Es war nicht nur dieses Wissen über Dein versterben, sondern viel mehr, wann Du gestorben bist.
Der Tag, die Uhrzeit.
29. September, der Tag, an dem wir Deine Schwester Lissy beerdigt haben,
die Zeit, zu der wir alle den Verberger Friedhof verließen.

Mein erster Gedanke war : "Da hat Lissy ihren kleinen Bruder direkt mitgenommen."



Deiner Schwester habe ich geschrieben, dass meine ersten Erinnerungen an sie, der gemeinsame Familienurlaub ihrer Familie und unserer Familie, nach Borkum sind.
Es ist 46 Jahre her und Du warst dabei.
Du hast uns alle auf die Insel begleitet, bist ein paar Tage geblieben und wir hatten so viel Spaß mit Dir.
Was waren wir Kinder endlose Stunden mit Dir, einer Luftmatratze, oder einem großen LKW Reifenschlauch im Wasser und haben getobt. Dich bekam man einfach nicht aus der Nordsee raus,
so sehr hat Dir das Freude bereitet.
Ein Jahr einmal, hatten wir ein orangefarbenes, aufblasbares Kajak mit. Was hatten wir damit einen Gaudi.
Du warst immer unser Steuermann und hast hinten gesessen. Das sorgte dafür, dass das Kajak hinten Tiefgang hatte und vorne aus dem Wasser kam und wir Kinder nur schwer reinklettern konnten.
In meiner Erinnerung sind wir Stunden mit Dir im Wasser geblieben, haben versucht Dich zum Kentern zu bringen, oder aber, Du hast uns um die einzelnen Buhnen gepaddelt.
Für uns warst Du immer der tolle Onkel, nicht nur für Deine Nichten und Deinen Neffen, sondern auch für meinen Bruder und mich. Der Onkel, der Spaß mit einem macht, der der einfach liebenswert ist.


Und so habe ich Dich als sehr lustigen und freundlichen Menschen in Erinnerung.
Wenn Du daheim in Verberg, mit Deinem Traktor durch das Dorf gefahren bist und ein vertrautes Gesicht gesehen hast, hast Du einen immer angestrahlt und gewunken.
Du hast mir als Kind die Kartoffelsortiermaschine, die bei uns in der Scheune stand, erklärt,
hast mir gesagt, wie ich mich in der Wiese bei den Rindern verhalten soll, oder aber Du hast mich auf dem Traktor mitgenommen, wenn Du Stroh gepresst hast.
Bei Euch auf dem Hof habe ich Samstags, wenn ich zu Besuch war, die Hühnereier aus dem Stall geholt, während Dein Vater auf der Holzbank vor dem Haus saß und genüsslich seine Zigarre rauchte.
Einige Jahre später hatte ich bei Dir auf dem Hof, im Gewächshaus, meinen ersten Ferienjob. Gemüsepflanzen pikieren.


Ach Bruno, dass ist alles schon so wahnsinnig lange her.

Ich weiß, dass ich mit Anfang 50. meine eigene Kindheit schon längst hinter mich gelassen habe.
Aber Du und Lissy, Ihr seid für mich ein so großer Teil dieser tollen Kindheit gewesen.
Und nun lebt Ihr beide nicht mehr.

Auf dem Wohnzimmertisch meiner Eltern liegen Eure Todesanzeigen. Und wenn man liest,
was man eigentlich schon weiß, dann wird es noch einmal deutlicher:
Dieser besondere Mensch ist nicht mehr da.


Ich schicke Dir einen ganz lieben Gruß und umarme Lissy bitte von mir.
Astrid