„… und wir gingen.“ So endet der erste Satz von Johann Gottfried Seumes Bericht über seinen „Spaziergang nach Syrakus“. Lieber Klaus, Du bist sehr, sehr lange Strecken gegangen. Auch allein. Aber wahrscheinlich nie wirklich allein. Der Beginn des Reiseberichtes Deines Seelenverwandten aus dem 19. Jahrhundert hätte Dir wohl gefallen. Vielleicht kanntest Du ihn ja auch. Vielleicht ist die Vorstellung, dass Du nun weiter gehst, flüchtig und vergänglich. Aber ich kann es nicht verstehen, daß Du nicht mehr hier bist, deshalb ist das „und wir gingen“ mit der tröstlichen Idee von Aufbruch und Bewegung verbunden. Aus diesem Grund als Erinnerung und als Ermunterung für uns, in Gedanken mit Dir oder für Dich zu gehen, ganz weit zu gehen:
Erster Teil, Von Leipzig nach Syrakus, Dresden, den 9ten Dez. 1801
„Ich schnallte in Grimme meinen Tornister, und wir gingen. […] Unbemerkt suchte ich einige Minuten für mich, setzte mich oben Sankt Georgens großem Lindwurm gegenüber und betete mein Reisegebet, daß der Himmel mir geben möchte billige, freundliche Wirte und höfliche Torschreiber von Leipzig bis nach Syrakus, und zurück auf dem andern Wege wieder in mein Land; […] wir wandelten ruhig die Straße nach Hubertsburg hinab. In Altmügeln empfing man uns mit patriarchalischer Herzlichkeit, bewirtete uns mit der Freundschaft der Jugend und schickte uns den folgenden Morgen mit einer schönen Melodie von Goethens Liede – Kennst du das Land? – unter den wärmsten Wünschen weiter nach Meißen, wo wir eben so traulich willkommen waren. Wenn wir uns doch die freundlichen Bekannten an der südlichen Küste von Sizilien bestellen könnten! Die Elbe rollte majestätisch zwischen den Bergen von Dresden hinab. Die Höhen glänzten, als ob eben die Knospen wieder hervorbrechen wollten, und der Rauch stieg von dem Flusse an den alten Scharfenberg romantisch hinauf. Das Wetter war den achten Dezember so schwül, daß es unserm Gefühl sehr wohltätig war, als wir aus der Sonne in den Schatten des Waldes kamen.“